Keine Frage, eine Edelstahlpumpe für Schmutzwasser macht optisch richtig etwas her. Kein Vergleich zu den Modellen aus Eisen, Stahl oder Kunststoff. Viel interessanter für den praktischen Einsatz ist aber das Innenleben dieser hochwertigen Schmutzwasserpumpen aus Edelstahl, denn dieses bietet ganz besondere Vorzüge. Deshalb werden Edelstahlpumpen bevorzugt in der Industrie in Extrembereichen eingesetzt. Aber auch im Privatbereich zeigen diese Pumpen ihr Können und bewahren ihre Besitzer vor unnötigen Ausgaben. Welche Vorteile du von einer Schmutzwasserpumpe aus Edelstahl erwarten kannst und wie du diese am besten nutzt, erkläre ich dir in diesem Heimwerkerreport.
Der steile Aufstieg der „Blechpumpen“ zum Standard
Bis zur Mitte der 1960er Jahre wurden Pumpengehäuse und Pumpwerke aus Gusseisen gefertigt, mitunter auch aus Aluminiumguss. Es war das deutsche Unternehmen Grundfos aus Erkrath, wo erstmals Edelstahl beim Pumpenbau eingesetzt wurde. Der Spezialist für Industriepumpen wurde seinerzeit belächelt und die Modelle wurden als Blechpumpen abgetan. Bereits Anfang der 1970er Jahre tauchten die ersten Edelstahlpumpen für den Privatgebrauch auf, denn die Vorteile dieser Bauweise waren inzwischen unübersehbar.
Edelstahl – das Material mit dem eigenen Schutzschild
Edelstahl von guter Qualität ist ein ideales Material zur Herstellung von Pumpen überhaupt. Grund dafür ist die hohe Korrosionsbeständigkeit. Diese Eigenschaft beruht auf dem hohen Anteil von Chrom. Mindestens 12 Prozent Chrom sollten in einem guten Edelstahl enthalten sein. Zudem kann die Korrosionsfstigkeit weiter verstärkt werden, wenn im Grundstahl der Kohlenstoff reduziert wird und Legierungsmittel wie Molybdän oder Nickel addiert werden. Chrom im Edelstahl bewirkt, dass sich bei Kontakt mit der Umgebungsluft oder mit Wasser eine hauchdünne, transparente Passivschicht auf dem Edelstahl bildet. Diese Schicht wirkt wie ein Schutzschild, denn sie ist beständig gegen verschiedene chemische Substanzen und kann Temperaturen von über 200 Grad Celsius ertragen. Wird diese Art Patina dennoch beschädigt, erneuert sie sich aus der Matrix des Edelstahls selbstständig neu.
Edelstahlpumpen vs Pumpen aus Guss
Regenwasser besitzt ein niedrigeren ph-Wert als reguläres Leitungs- oder Trinkwasser. In der Tat ist Regenwasser leicht sauer, wobei sich der Säuregrad bei starken Umweltbelastungen erhöht. In der Folge beginnen Pumpen aus Guss zu rosten. Dies geschieht zuerst in der Regel unbemerkt, denn es rostet das Pumpwerk im Gehäuse. Außerdem greift der Rost die Innenwände des Pumpengehäuses an. In der Folge reduziert sich die Wandstärke, das Pumpwerk hat zu viel Spiel, weshalb die Förderleistung sinkt. Im späteren Stadium ist häufig Lochfrass zu beobachten, der sowohl das Gehäuse als auch die Propeller oder Schaufeln des Pumpwerks betreffen kann.
Obendrein ist Gusseisen erheblich schwerer als Edelstahl. So muss der Pumpenmotor deutlich mehr Kraft aufwenden, um das Pumpwerk zu betreiben, was sich negativ auf der Stromrechnung bemerkbar macht.
Deutlich beständiger gegen Korrosion, aber trotzdem vom Material schwer, sind Schmutzwasserpumpen aus Guss, in denen ein Pumpwerk aus Bronze seinen Dienst verrichtet. Als Legierung aus Kupfer und Zinn rostet Bronze nicht, weshalb das Pumpwerk unbeschadet bleibt. Allerdings ist noch immer die Innenwand des Pumpengehäuses dem leicht säuerlichen Wasser ausgesetzt und rostet deshalb auch.
Allerdings ist diese Kombination vom Materialwert erheblich günstiger, als eine Schmutzwasserpumpe aus Edelstahl sein kann. Deshalb werden Schmutzwasserpumpen mit Bronzepumpwerk oder solche mit einem Messingpumpwerk gerne auf Schiffen eingesetzt. Messing kommt immer dann zum Einsatz, wenn Salzwasser ins Spiel kommt, denn die Legierung aus Kupfer und Zink ist extrem salzwasserbeständig. Hauptgrund dafür, dass Schiffspropeller in der Regel aus Messing gefertigt werden.
Erfahre hier die 7 Schritte für die Wartung und Pflege einer Schmutzwasserpumpe.
Edelstahlpumpen vs Kunststoffpumpen
Kunststoffe haben den unbestrittenen Vorteil, in jeder erdenklichen Form produzierbar zu sein. Dies ist der Grund dafür, dass durchdacht konstruierte Kunststoffpumpen in der Effizienz zumeist besser abschneiden, als es bei Edelstahlpumpen der Fall ist. Aber der Preis für diesen Vorteil ist hoch. Damit Kunststoffe formbar sind und gegossen werden können, müssen dem reinen Kunststoff Weichmacher hinzugefügt werden. Diese Polymere bleiben vorerst im Material haften, dampfen aber mit der Zeit aus.
Der Prozess des Ausdampfens wird beschleunigt, wenn sich die Teile erwärmen, diese hohen mechanischen Belastungen ausgesetzt oder wenn sie durch einen anderen Stoff abgeschliffen werden. Alle drei Faktoren treten in einer Schmutzwasserpumpe auf. Durch die hohe Umdrehungszahl des Pumpwerkes wird Reibung und somit Wärme sowie Abrasion erzeugt. Außerdem biegen sich die Kunststoffteile unter dem hohen Druck. Entweichen die Weichmacher, wird der Kunststoff zunehmend spröde – bis er bricht. Diese Gefahr besteht besonders dann, wenn kaltes Schmutzwasser gefördert wird, denn niedrige Temperaturen und Kunststoffe passen nicht wirklich zueinander.
Hier erfährst du, wie man eine Schmutzwasserpumpe installiert.
Eigenschaften von Edelstahl 316 in Schmutzwasserpumpen
Unter der Bezeichnung 316 wird Edelstahl gehandelt, der sich aufgrund seiner Eigenschaften exzellent für den Bau von Schmutzwasserpumpen eignet. Diese Variante des Edelstahls enthält Austenit. Diese Legierung wiederum besteht überwiegend aus Chrom sowie Nickel. Außerdem sind im Edelstahl 316 kaum Kohlenstoffpartikel enthalten, dafür lässt sich Molybdän finden. Dieser Stahl bietet folgende Vorteile:
- eine extrem hohe Festigkeit bei hohen Temperaturen,
- die Fähigkeit, Lochfraß auf Dauer zu widerstehen,
- die Eigenschaft der extremen Korrosionsbeständigkeit,
- lässt sich trotzdem leicht und kostengünstig herstellen,
- ist leicht zu schweißen,
- ist salzwasserbeständig,
- durch die extrem glatte Oberfläche setzen sich kaum Moose oder Algen fest,
- kann sehr gut verformt werden,
- das Bearbeiten mit Werkzeugen wie Säge oder Blechschere ist einfach.
Neben dem Hauptmaterial, spiel auch die Art des Pumpenmotors eine wesentliche Rolle.
Qualitätsunterschiede beim Edelstahl für Schmutzwasserpumpen
Genau deshalb sind Schmutzwasserpumpen aus Edelstahl nicht unbedingt von gleicher Qualität. Billiganbieter wählen für ihre Modelle häufig einen minderwertigen Edelstahl aus, damit die Dumpingpreise überhaupt möglich werden. In der Folge kaufst du mit gutem Gewissen eine Edelstahlpumpe, überzeugt davon, dass diese genau die erwarteten Eigenschaften besitzt. Bei Billigprodukten ist dies aber häufig nicht der Fall. Oftmals rosten diese Pumpen, das Pumpwerk verzieht sich, Lochfrass tritt auf oder die Schaufeln oder Propeller im Pumpwerk brechen.
Edelstahlpumpen für Extremeinsätze
Dass qualitativ hochwertige Edelstahlpumpen eine exzellente Wahl sind, zeigen die Verwendungsbereiche dieses Pumpentyps in der Industrie. Diese Pumpen aus Edelstahl werden gerne eigesetzt, um:
- heiße, kalte oder kristalline Lebensmittel zu fördern.
- in der Erdölindustrie, wo mit viskosen Flüssigkeiten und hohem Druck zu rechnen ist.
- in der Gasförderung, wo flüchtige Flüssigkeiten mit hohem Druck auftreten.
- in der chemischen Industrie, insbesondere bei Säuren, Basen, reaktiven Stoffen, hochgiftigen Substanzen und gefährlichen Stoffen.
- im Bergbau, wo mit Wasserkraft Sprenglöcher gebohrt und heißes Grundwasser per Schmutzwasserpumpe entsorgt wird.
Erstaunlich bei diesen Industriepumpen ist, dass zumeist selbst die Dichtungen, Flasche und Verbindungsstücke vollständig aus hochwertigem Edelstahl gefertigt werden.
Hier findest du einen Artikel über Schmutzwasserpumpen für Zisternen.
Vorteile von Edelstahlpumpen im Privatbereich zusammengefasst
Du wirst in deinem Garten kaum Säuren, flüssige Gase oder heiße Medien pumpen wollen und auch ein Druck von 200 bar und darüber wird kaum auftreten. Trotzdem ist es immer eine gute Idee, sich für den Kauf einer Schmutzwasserpumpe aus Edelstahl zu entschließen. Gegenüber den Pumpen aus Guss oder Kunststoff bieten Edelstahlpupen diese Vorteile:
- kein Anhaften von Algen im Pumpwerk wegen der glatten Oberfläche.
- energiesparend, da das Pumpwerk erheblich leichter ist.
- hoch belastbar und formstabil, auch bei warmem Wasser im Sommer.
- widerstandsfähig gegenüber hohem Druck.
- korrosionsbeständig, auch bei Regenwasser mit sehr niedrigem ph-Wert (saurer Regen).
- Langlebig, dank überaus stabilen Materials.
- In folgendem Artikel wird zudem die Frage geklärt, ob man mit einer Schmutzwasserpumpe Waschmaschinenwasser beseitigen kann.
Hier kannst du dich übrigens allgemein über Gartenpumpen informieren.
Schlussstrich
In der Tat sind Schmutzwasserpumpen aus Guss im Normalfall erheblich preisgünstiger und solche aus Kunstoff bestechen mit einer hohen Effizienz. Es sind aber die Schmutzwasserpumpen mit Gehäuse und Pumpwerk aus Edelstahl, die deutlich die Nase vorn haben. Die höheren Anschaffungskosten machen Edelstahlpumpen durch den geringeren Energieverbrauch bei gleicher Förderleistung wieder wett. Und die Effizienz mag ein wenig niedriger liegen, dafür sind Edelstahlpumpen erheblich langlebiger, und weniger reparaturanfällig. In unserem Schmutzwasserpumpen Ratgeber findest du eine Auflistung weiterer Artikel, rund um dieses Thema. So beispielsweise erklären wir dir mit Hilfe einer ausführlichen Schritt für Schritt Anleitung, wie man eine Schmutzwasserpumpe richtig reinigen. Dies ist sowohl für Edelstahlpumpen, als auch für Kunststoffpumpen relevant.